Kommentar zum Austritt Brunnthals aus der ARGE für Windkraft

Zur Entscheidung der Gemeinde Brunnthal vom 03.03.2021

Was für eine Fehlentscheidung aus der ARGE für Windkraft im Hofoldinger Forst auszutreten, welch eine Tragödie. Die Brunnthaler wollen nicht mehr mitarbeiten an diesem hervorragend vorbereiteten Projekt mit einer sehr guten Wirtschaftlichkeitsprognose. 30 Bürger haben lautstark protestiert, so dass die Türen des Sitzungssaals geschlossen werden mussten. Fast zur gleichen Zeit lief ein Online-Vortrag von Prof. Settele in dem wir den massiven Artenschwund durch den Klimawandel diskutierten. Dafür hatten sich 240 Personen registriert.

Die Fakten, die uns die Wissenschaft präsentiert, sind schockierend. Aktuell liegen wir in Bayern bei einer Erwärmung von 1,2 °C. Die völkerrechtliche Vereinbarung von Rio, eine maximale Erwärmung um 1,5 °C, werden wir in diesem Jahrzehnt überschreiten. Kürzlich hat der Bayerische Umweltminister eine Erwärmung um 4,8 Grad für Bayern für das Jahr 2100 prognostiziert. In seinem Buch „Die Triple-Krise“ beschreibt Prof. Settele die Konsequenzen. Die Hälfte aller Käfer, Hummeln, Schmetterlinge, Bienen, Läuse und Käfer werden ihre Habitate verlieren, wenn wir eine Erwärmung von 3,2 °C zum vorindustriellen Temperaturniveau erreichen. Jedes Windkraftprojekt hilft eine solche Katastrophe zu vermeiden.

Die Initiatoren des Austritts aus der ARGE, die Parteifreie Wählergruppe Brunnthal-Hofolding (PWB) argumentiert, dass sie 5000 qm Wald retten wollen. Die Wissenschaft prognostiziert, dass aufgrund der Klimaerwärmung im Jahr 2070 in Berlin das Wettermuster von Lyon zu erwarten ist und um 2100 wird dort, das noch heißere und trockenere Klima aus Nord-Spanien zu finden sein. Die Bäume im Hofoldinger Forst werden diese Veränderung nicht überleben.

Schon bald werden wir im Hofoldinger Forst das gleiche Waldsterben sehen, das man schon in Franken und anderen Regionen beobachten kann. Vergangene Trocken- und Hitzejahre haben den Bäumen stark zugesetzt. Im Landkreis Bamberg kämpfen die Waldbesitzer mit immer mehr Borkenkäfern. In Oberfranken sterben die Kiefern und Fichten, in Unterfranken sind auch die Buchen betroffen.

Angesichts dessen ist absurd, unverantwortlich, was auf der PWB-Webseite zu finden ist. Es wird vorgeschlagen, die 10H-Regelung auf ganz Deutschland auszuweiten. Damit würde die deutsche Energiewende, wie in Bayern zu sehen, verhindert. Noch dazu wird in einem Brief der PWB an die Bürger die Unwahrheit verbreitet, dass Windkraftprojekte im Hofoldinger Forst unwirtschaftlich wären. Aufgrund der realen Ertragszahlen der Windräder in Berg im Landkreis Starnberg und eigener Messungen können die Erträge sehr gut vorhergesagt werden. Durch neueste Technologien ist die Rentabilität von Windkraft an Land – sogar hier in Bayern – mit Windrädern an der Küste vergleichbar.

Deutschland gibt jedes Jahr 60-70 Milliarden € für Energieimporte aus. Mit eigener Energieerzeugung durch Erneuerbare Energien können wir dieses Geld bei uns in der Region halten. So unterstützen wir auch nicht mehr Staaten, die ihre Bürger verfolgen, wie Alexei Nawalny vergiften oder wie Jamal Khashoggi brutal umbringen lassen. Es ist erschütternd, dass Gemeinderäte aus CSU, PWB und UWB bei diesem Thema Mehrheiten finden, weil sie dem Bürgermeister Kern eins auswischen wollen. Das von CSU und SPD im Kreistag verhinderte Klimaanpassungskonzept für unseren Landkreis wäre auch für Brunnthal so wichtig. Die Konsequenzen einer ideologischen Verhinderungshaltung, welche die Naturwissenschaften ignoriert, sollten allen bekannt sein.
Es bleibt keine Zeit mehr. Wir müssen in diesem Jahrzehnt die Kehrtwende hinbekommen. An die Demonstrierenden gegen Windkraft erinnere ich an den Satz von König Pyrrhus: „Noch so ein Sieg, und wir sind verloren.“

Dr. Oliver Seth
Kreisrat

 

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Schlagwörter: Brunnthal Hofoldinger Forst Katastrophe Klimawandel Landkreis München Waldsterben Windkraft


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